Sogenannte Fetale Alkoholspektrum-Störungen (FASD) bezeichnen die vorgeburtlich entstandene Schädigung eines Kindes durch von der schwangeren Mutter konsumierten Alkohol. FASD reichen von leichten bis hin zu schweren körperlichen und geistigen Behinderungen sowie irreparablen Schädigungen des Zentralen Nervensystems.
Allein in Deutschland werden jedes Jahr 4.000 Kinder mit Alkoholschädigungen verschiedener Ausprägung geboren. Damit sind FASD die häufigste nichtgenetische Ursache für geistige Behinderungen – und dabei zu hundert Prozent vermeidbar. Zu den äußerlich sichtbaren Schäden zählen Kleinwuchs, Untergewicht und Fehlbildungen am Kopf und im Gesicht. Hinzu kommen oftmals Essstörungen, motorische Unruhe und ausgeprägte Schlafstörungen in der Säuglingszeit. Mit dem Heranwachsen neigen die Betroffenen zur
Hyperaktivität, haben eine verminderte Intelligenz, sind in ihrem Verhalten sprunghaft und unkontrolliert und in ihrer Aufmerksamkeit schwer beeinträchtigt.
Jugendliche mit FASD sind überdurchschnittlich häufig aggressiv oder depressiv, verstehen auch einfache Zusammenhänge nicht, leiden an ihrer fehlenden Bindungsfähigkeit und ihrer Außenseiterrolle und überschreiten nicht selten die ihnen gesetzten Grenzen bis hin zu Gewalttätigkeit und Diebstahl. Viele Kinder mit FASD müssen aufgrund einer beeinträchtigten Grundintelligenz und ihres auffälligen Verhaltens Sonderschulen besuchen.
Im Erwachsenenalter sind die allerwenigsten der Betroffenen in der Lage, sich selbst zu versorgen. Mehr als 80 Prozent sind ohne eine dauerhafte Beschäftigung und ohne Berufsausübung, viele müssen lebenslang betreut werden. Neben dem individuellem Leid der Betroffenen und ihrer Angehörigen ergibt sich so eine immense Belastung für die Gesellschaft: In den USA wurden die jährlichen Kosten für FASD 2003 auf 5,4 Milliarden Dollar geschätzt. Geht man in Deutschland von vergleichbaren Zahlen aus, ergibt sich eine jährliche Last von knapp vier Millionen Euro.
Welche Alkoholmenge in welchem Schwangerschaftsstadium gefährlich ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Nur durch den völligen Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft sind angeborene Alkoholschäden zu hundert Prozent vermeidbar. Trotz dieser Erkenntnis gaben in einer Studie der Charité 58 Prozent der befragten schwangeren Frauen an, gelegentlich Alkohol zu trinken.